Weg in die Fotografie (22.10.2020)


Weg in die Fotografie
Wie ich zur Fotografie kam
Immer häufiger in letzter Zeit werde ich gefragt, ob ich von Beruf her gelernter Fotograf bin. Nein. Ich würde mich ambitionierten Hobbyfotografen nennen. Nun liegt mittlerweile seit 1980 eine 40 Jährige Vergangenheit nach dem ersten Kauf meiner CONTAX 137MD Spiegelreflexkamera hinter mir, die ich hier einmal kurz schildern möchte.
DIE ANALOGEN ZEITEN
CONTAX 137MD
Ich habe mir 1980 direkt nach Erscheinen mit der CONTAX 137MD (MotorDrive) meine erste Spiegelreflexkamera gekauft. Dazu ein Carl Zeiss Planar 1,7/50mm. Die Kamera hatte nur einen Blendenvorwahlmodus, die Zeit wurde von der Kamera automatisch eingestellt (Zeitautomat) und im Sucher in einer Verschlusszeitenskala angezeigt. Der Sucher der CONTAX war groß und sehr hell und besaß mittig den typischen Schnittbildindikator mit einem Mikroprisma zum manuellen Scharfstellen. Das manuelle Scharfstellen war damit auch in nicht so lichtstarken Situationen einfach und relativ schnell und sicher möglich. Also sowohl Blende und Fokus mussten am Objektiv manuell eingestellt werden. Die CONTAX 137MD war eine der ersten erschwinglichen Kameras mit automatischem Filmtransport und leistete etwa 2 Bilder pro Sekunde.
Ich habe diese Kamera/Objektivkombination bestimmt 15 Jahre genutzt ohne jemals an eine Neuinvestition zu denken, auch wen damals Vollautomaten und Autofokus Spiegelreflexkameras den Markt eroberten. Mir war die manuelle Komposition eines Bildes wichtiger, als das der Technik zu überlassen.
Auch die Wahl des Filmaterials spielte eine entscheidende Rolle, den hier gab es entscheidende Unterschiede, wie gut die Auflösung und Farben später im entwickelten Dia oder Foto zur Geltung kamen. Man musste im Prinzip vorher die Lichtsituation einschätzen um mit entsprechendem ISO-Filmmaterial zu fotografieren. Ich habe mich immer zwischen ISO 100 und 400 bewegt. War der Film eingelegt, war die ISO nach Einstellung an der Kamera ja quasi in Stein gemeißelt. Trotz Motordrive konnte man nicht beliebig drauf los fotografieren, denn ein Film hatte nur ca. 36 Aufnahmen.
Alles in allem eine sehr entschleunigte Zeit, bei dem man sich vorher über die Komposition klar sein sollte und dann noch etwas Zeit für manuelles Einstellen von Blende und Schärfe benötigte. Auch wenn die Kamera einen Motordrive hatte, habe ich die Serienbildfunktion niemals genutzt. Gut war nur, dass man im Zweifel sehr schnell ein oder mehrere Fotos hintereinander fotografieren konnte.
DIE ANFÄNGE DER DIGITALEN ZEITEN
Diverse erste Digitalkameras
Nachdem ich irgendwann wegen der Kinder keine Zeit mehr für mein Hobby hatte, habe ich die Contax+Objektiv verkauft, damit sie weiter genutzt wurde und nicht irgendwo im Schrank verstaubt. Dann kamen die ersten Digitalkameras auf den Markt, denen ich als IT und Technik-Nerd großes Interesse entgegen brachte. Endlich fotografieren und direkt die Ergebnisse betrachten können. Aber leider war die Qualität und Auflösung "minderwertig" und nicht mit der Qualität eine analogen Spiegelreflex Kamera vergleichbar. Für Familienfotos okay, aber mehr auch nicht. Und so habe ich fast jede neue Genreration gekauft und getestet. Verschiedenste Hersteller, CASIO, NIKON, SONY und auch CANON. Zunächst hatte ich lange Zeit eine Canon Bridge Kamera mit fest verbautem Zoom Objektiv, das eine relativ gute Optik und einen guten Zoom Bereich hatte. Später dann eine SONY DSC-HX400V mit 20 Megapixel Auflösung und einem recht guten ZEISS Zoom Objektiv, das einen extrem großen Brennweitenbereich abdeckte (24 bis 1.200 Millimeter). Damit habe ich recht lange Familienfotos und Fotos von unseren Katzen und Hunden fotografiert.
CANON EOS M50
Dann kam die CANON EOS M50 auf den Markt, die ich gekauft hatte. Eine kompakte und sehr leichte Systemkamera mit Wechselobjektiven mit EOS-M Bajonett und APS-C Sensor mit 24 Megapixeln. Die EOS-M Objektive, die wirklich sehr klein, leicht und schnell waren, konnten mich aber letztlich nicht wirklich von der optischen Qualität überzeugen. Es gab keine wirklich lichtstarken und guten Optiken für das EOS-M System. Die Kamera selbst bot fast annähernd alle Möglichkeiten einer sehr gut ausgestatteten Digitalkamera. Als dann KAMLAN das 50mm f/1.1 Objektiv mit manueller Blende und manuellem Fokus für sehr wenig Geld anbot (keine 200€), habe ich sofort zugeschlagen. Zurück zu den Anfängen der Manuellen Fotografie. Diese sehr spezielle Linse hatte mich dann von den Möglichkeiten und Fähigkeiten der EOS M50 vollends überzeugt. Für Stillleben und ruhige Augenblicke sehr gut geeignet, denn manuelles Fokussieren benötige "etwas" Zeit, die man aber nicht immer hat. Dennoch sind mir auch mit dieser Linse gute Aktion Aufnahmen gelungen, vielleicht aufgrund meiner Vergangenheit, da ich ja mit manueller Fotografie aufgewachsen bin.
VILTROX EF-EOS M2 Objektivadapter 0,71x Speed Booster
Mit einem speziellen Adapter für die EOS M50, dem VILTROX SPEEDBOOSTER konnte man dann auch CANON EF Vollformat Objektive nutzen. Der Adapter, der eine eigene Optik besitzt, verkleinert durch Brennweitenreduktion das von der Vollformat Linse gelieferte Bild auf APS-C Größe. Quasi eine Bündelung des Lichtes mit zwei wesentlichen Veränderungen: Einmal kann man die ursprüngliche Brennweite des Vollformat Objektives annähernd nutzen (statt Cropfaktor 1,6 nur noch Cropfaktor 1,136) und man hat eine volle Blende Licht Gewinn. Aus einer Blende f/4 wird eine Blende f/2.84. Ab diesem Zeitpunkt habe ich nur noch ausschließlich EF Vollformat Objektive gekauft und diese mit dem VILTROX an meine EOS M50 adaptiert. Zusätzlich habe ich "uralte" aber gut gepflegte manuelle Vintage Objektive gekauft, die es sehr günstig zu kaufen gab. Alte Linsen mit höchster Qualität und ganz spezieller Hintergrundunschärfe (Bokeh). Da der Markt an gebrauchten hochwertigen EF Objektive sehr gut und günstig war, hatte sich so eine kleine Sammlung an EF Vollformat Objektiven angesammelt.
DER EINSTIEG IN DAS SEGMENT PROFI SPIEGELREFLEX DSLR (DIGITAL SINGLE-LENS REFLEX)
CANON EOS 5D Mark 2
Die Konsequenz war klar: Wenn man schon eine Sammlung an Vollformat Objektiven hat, möchte man irgendwann auch eine echte Vollformat Kamera haben. Irgendwann war dann der Zeitpunkt gekommen eine gebrauchte CANON 5D Mark 2 (Profikamera) günstig gebraucht zu kaufen.
Das war dann schon eine ganz andere "Hausnummer", auch wenn die EOS M50 eine wirkliche gute und vor allem moderne Kamera war. Aber die EOS 5D Serie wurde für den Profi Einsatz gebaut und auf das wesentliche und wichtige "reduziert". Alle notwendigen Bedienelemente sind dort wo sie sinnvoll und ergonomisch sind. Zudem konnte man bei der EOS 5D Mark 2 die Suchermattscheibe durch eine spezielle Version ersetzen, die manuelles Fokussieren etwas einfacher mit einem Mikroprisma erlaubte.
CANON 5DS-R und 5D Mark 3
Als nächste aus der Canon 5D Serie kaufte ich die CANON EOS 5DS-R mit 50 Megapixeln. Extrem viel Auflösung, aber eigentlich für den Studio Einsatz gedacht, weil aufgrund der hohen Auflösung schnell Bewegungsunschärfe ins Bild kam, wenn die Verschlusszeiten nicht kurz genug waren. Also mussten deutlich lichtstärkere Objektive her. Mit der EF Trinity L-Serie von Canon (alle f/2.8) war das Zusammenspiel mit der 5DS-R dann auch perfekt. Irgendwann konnte ich sehr günstige eine 5D Mark 3 mit 22.3 Megapixeln dazu kaufen, die "kleine" Schwester der 5DS-R, mit 100%tig identischer Bedienung wie die 5DS-R und nur unwesentlich verbessertem Sensor zur 5D Mark 2.
DER UMSTIEG IN DAS SEGMENT PROFI SPIEGELLOS DSLM (DIGITAL SINGLE-LENS MIRRORLESS)
CANON EOS R und R6
Und so hatten sich jede Menge Kameras und Objektive angesammelt. Mit Blick auf die neue CANON EOS-R Generation hatte ich die EOS-R schon immer im Blick. Aber ich hatte bisher immer gebraucht sehr günstig einkaufen können und mir wiederstrebte es, den recht hohen Neupreis einer solchen Kamera zu bezahlen. Doch dann gab es ein sehr günstiges Angebot bei Photo Porst in Neuwied - ein Kits aus EOS-R und RF 24-105 f/4L IS USM, das mich vom Preis/Leistungsverhältnis überzeugte.
Nach kurzer "Testphase" war sehr schnell klar, das die neu für das EOS-RF Bajonett berechneten Optiken deutlich schneller und bessere Optiken hatten, als die EF Versionen. Eine neue Liga, aber sehr kostspielig. Ich stellte daher eine Aufstellung aller nicht EOS-R Kameras und Objektive und fragte verschiedene Händler nach dem Aufkaufswert. Und wieder Photo Porst in Neuwied überzeugte durch ein sehr interessantes Angebot, das ich nicht ausschlagen konnte. Und so konnte ich meine gesamte alte Sammlung von EOS-M und EOS-EF Kameras und Objektiven gegen eine EOS-R6 und zwei Trinity Objektive (RF 15-35 f/2.8 und RF 70-200 f/2.8) gegen einen sehr geringen Aufpreis eintauschen. Ich war meinem alten "Fuhrpark" los und hatte nur noch RF Kameras und Objektive. Okay eine 5D Mark 2 und ein EF 24-105 f/4L IS USM habe ich behalten (müssen), weil sowohl Kamera als auch Objektiv in einem nicht guten Zustand waren. Beide werden zur Zeit aufbereitet und ich schaue, was ich mit dem Team machen werde. Für meine ebenfalls in meinem Besitz verbliebenen alten Vintage Linsen ist die Kamera prinzipiell optimal geeignet.
Die EOS-R6 ist letzter Stand der Technik, die neuen Trinity L-Serie Objektive sind eine Klasse von Objektiven, wie ich sie vorher noch nie an einer Kamera hatte. Extrem schnell, präzise und scharf und trotzdem sehr schöne Hintergrundunschärfe (Bokeh). Mit der kamerainternen Bildstabilisierung (IBIS) und der im Objektiv vorhandenen Stabilisierung (IS) kann man mit der R6 auf erstaunlich lange Belichtungszeiten bis zu einer Sekunde gehen, ohne das ein Bild verwackelt. Bewegungsunschärfen einmal außen vor gelassen. Der Autofokus ist so unfassbar schnell und verzögerungsfrei und wirklich kaum noch zu bemerken, dass man fast vergisst, das die Kamera diesen Job perfekt übernimmt.
Ich denke diese zur Zeit aktuelle Generation von CANON R-Serie Kameras wird mich noch eine sehr lange Zeit begleiten, wenn es nicht sogar die letzte Generation von Kameras für mich ist. Meine erste CONTAX hat mich auch 15 Jahre lang treu begleitet.
Angekommen.
Canon EOS R5
45 Megapixel mussten es dann doch sein
Fast angekommen :-)
Nachdem mich das AF-System der EOS-R6 so sehr begeistert hatte (Tieraugen-Fokus) und mir viele schöne Fotos beschert hatte, habe ich nach langem Überlegen dann doch zur EOS R5 gegriffen. Die Möglichkeiten die Fotos im Nachhinein zu beschneiden haben mir bei der EOS R6 mit "nur" 20 Megapixeln doch etwas gefehlt, bzw. ich kam schnell an die Grenzen.
Da ich überwiegend mit einem 70-200mm Objektiv arbeite, unser Hof doch sehr weitläufig ist, hätte ich gerne bei dem ein oder anderen Foto mit der EOS R6 die Möglichkeit gehabt, mehr beschneiden zu können.
Ein flexibleres Zoom wäre sicherlich auch eine Lösung gewesen, wie z.B. das RF100-500, das aber zur Zeit nur schwer bis gar nicht lieferbar war. Was ja nicht heißt, das das RF100-500 nicht noch den Weg zu mir findet :-)
Zurück zur Spiegelreflex
"Alte" Spiegelreflex Kameras
Ich konnte durch Zufall eine sehr gut erhaltene Canon 7D Mark II mit 20 Megapixeln und APS-C Sensor ergattern. Die Kamera ist bekannt dafür, dass sie häufig bei Wildlive und Sportfotografen eingesetzt wird. Auch heute noch. Ich war interessiert, wie gut sie sich gegen die neue Spiegellose Technik einer R5 oder R6 behaupten kann. Ich war sehr erstaunt, denn in bestimmten Situation mit bestimmten Hunden erzielte die 7D deutlich bessere Resultate - mehr perfekt fokussierte Fotos. Auch ist die Serienbildgeschwindigkeit mit 10 Bildern / Sekunde ausreichend. Die größere Flexibilität der R5 / R6 mit dem automatischen Verfolgungsmodus von Tieraugen hilft nicht immer, da er einfach bei bestimmten Hunden nicht immer zuverlässig funktioniert.
Jetzt wollte ich es wissen und habe nach einer gebrauchten 1DX Mark II geschaut, eine gefunden und günstig gekauft. Das Flagschiff von Canon, besser und schneller geht es nicht mit Spiegelreflextechnik. Die 1DX Mark II schafft 14-16 Bilder pro Sekunde und einen noch besseren und zuverlässigen Autofokus als die 7D.
Und ja, fast wie erwartet, liefert die 1DX noch besser als die 7D ab. Das Niveau ist so zuverlässig, das ich keine wirkliche Notwendigkeit für eine R5 / R6 in meinen Situationen hier auf dem Hof mit den Hunden mehr sehe. Weiterhin können die "alten" EF Objektive genutzt werden, wo es einen guten Gebrauchtmarkt an sehr guten Objektiven gibt. Die neuen RF Objektive sind preislich (warum auch immer) extrem hoch angesiedelt, so das es keinen Spaß macht, diese zu kaufen, wenn man es überhaupt kann.
Ich habe jetzt fast zwei Wochen lang ausschließlich mit 1DX oder auch mal mit 7D perfekte Serien fotografiert und die Spiegellosen liegen im Schrank. Meine Rückschlüsse daraus werde ich noch ziehen.....